Die Natur als Quelle der Inspiration?

Die Natur als Quelle der Inspiration?

Die interdisziplinäre wissenschaftliche Disziplin der Bionik beschäftigt sich mit dem Übertragen von Naturphänomenen auf die Technik

Die Natur hatte Jahrmillionen Zeit, sich zu entwickeln und optimieren. Mit der Zeit entstanden auf der Erde unterschiedliche, aber stets höchst komplexe, Ökosysteme. Über einen langwierigen Prozess der Evolution, Mutation und ständigen Neuvermischungen der Erbanlagen konnten sich Pflanzen und Tiere perfekt an ihre Umgebung anpassen. Die Fähigkeiten und Eigenschaften, die daraus resultierten, können uns wertvolle Impulse und Lösungen für innovative Technologien, Prozesse und Systeme liefern. Dabei geht es jedoch nicht um das Kopieren der Natur, sondern um die Frage, wie Prinzipien und Funktionsweisen erkannt, beobachtet, verstanden und auf technische Herausforderungen der Menschheit übertragen werden können.

Bionik 2.0 — bionische NextGen-Anwendungen und Organisationsformen

Bionik bedeutet mehr als nur das Imitieren der Natur. Bionik ist eine Weiterentwicklung – ein Enhancement. Die Bionik findet bisher überwiegend Anwendung in der hardwarelastigen Technik. Allerdings hat die Bionik großes Potenzial für digitale Technologien und softwarebasierte Lösungen. Während die klassische Bionik sich überwiegend auf Technik und Hardware beschränkt, leitet die Digitale (R)Evolution ein neues Zeitalter ein.

Mit den in Bionic Wealth vorgestellten Schlüsseltechnologien (u.a. Big Data Analytics, Blockchain, Cloud Computing, Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen) können die Prinzipien der Bionik immer effektiver auf die Bereiche Software und Organisation übertragen werden. Dies eröffnet völlig neue Möglichkeiten – auch oder gerade für den Finanzbereich.

Heute wird das Forschungsgebiet der Bionik in zwölf Bereiche gegliedert

  1. Die Anthropobionik zielt auf die Optimierung von Mensch-Maschine-Interaktionen (bzw. Mensch-Computer-Interaktion) ab.
  2. Die Baubionik orientiert sich an natürlichen und recycelbaren Baumaterialien zum Bau sowie zur Wärme- und Schalldämmung.
  3. Die Bewegungsbionik untersucht die Antriebsmechanismen und deren mechanische Wirkungsgrade sowie die Strömungs-Anpassungen von schwimmenden und fliegenden Tieren.
  4. Die Evolutionsbionik beschäftigt sich mit dem Potenzial biologischer Evolutionsstrategien für die Organisation und Optimierung komplexer Verfahren und Systeme.
  5. Die Gerätebionik widmet sich der Entwicklung von technisch einsetzbaren Maschinen.
  6. Die historische Bionik befasst sich mit der geschichtlichen Entwicklung der Bionik.
  7. Die Klima- und Energiebionik konzentriert sich auf die Energieeinsparung und die effiziente Beleuchtung, Belüftung und Kühlung.
  8. In der Konstruktionsbionik werden natürlich vorkommende Baukonstruktionen und Funktionsmechanismen analysiert um Leichtbaukonstruktionen und/oder multifunktionale Konstruktionen zu ermöglichen.
  9. Die Neurobionik setzt auf der Neurobiologie und biologischen Kybernetik (Biokybernetik) auf und entwickelt Technologien für die Informationsverarbeitung und -steuerung.
  10. Die Sensorbionik arbeitet an der Entwicklung von hochsensiblen Sensor-, Ortungs- und Orientierungssysteme auf Grundlage von biologischen Sensoren.
  11. Die Strukturbionik untersucht biologische Strukturen, Formen und Materialien.
  12. In der Verfahrensbionik werden komplexe biologische Prozesse und deren Übertragung auf die Technik erforscht.

Bionic Innovation

Bionic Innovation

Top Down vs. Bottom Up

Der Bionik-basierte Innovationsprozess kann  sowohl Top Down als auch Bottom Up stattfinden, je nachdem ob für ein aktuelles Kernproblem eine Lösung in der Natur gefunden werden soll, oder ob praktische Anwendungsmöglichkeiten für ein zuvor beobachtetes Naturphänomen gesucht werden. Typischerweise geht der Top Down-Ansatz von Unternehmen aus, während der Bottom Up-Ansatz von Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen angestoßen wird.

Abb. 1: Bionic Innovation, Top Down vs. Bottom Up. © Kim Y. Mühl (2021)
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