Die Digitale (R)Evolution prägt uns alle!

Als die Branche vor über zwanzig Jahren damit begann, das elektronische Finanzgeschäft einzuführen, leisteten sie Pionierarbeit in den Anfängen dessen, was wir „Digitalisierung“ nennen. Heute kämpfen viele dieser Finanzinstitute um ihre Zukunftsberechtigung, während sie sich von allen Seiten mit Herausforderungen konfrontiert sehen. Die seit Jahrzehnten profitablen Produkte und Dienstleistungen stehen nun im Wettbewerb zu einfachen, kostengünstigen und schnörkellosen Lösungen von digital-affinen Startups aus dem Finanzbereich. Kurzum: Die Digitale (R)Evolution stellt Finanzakteur:innen vor eine neue Herausforderung und einen tiefgreifenden Strukturbruch. Dabei hält digitale Zeitalter eine Fülle von Möglichkeiten für aufgeschlossene Finanzprofis bereit, mehr Digitalität in Ihr Unternehmen zu bringen, neue Ertragsquellen zu erschließen, Kosten zu senken, die Servicequalität zu verbessern, die Kundenbindung zu stärken und nicht zuletzt einen Beitrag zu leisten für eine bessere Welt. Das Wichtigste, was Sie jetzt tun können, ist Ihren New Data Muscle zu stärken, eine zukunftsweisende Rolle in Ihrem Wirkungskreis einzunehmen, eine sinnvolle (und verantwortungsbewusste) Digitalstrategie aufzustellen und diese konsequent umzusetzen.


Die Digitale (R)Evolution ist eine Frage der Perspektive

Der Begriff ‚Digitale Revolution‘ ist in aller Munde; fast schon so, als handle es sich hierbei um etwas Neues, etwas Bedrohliches. Dabei hat diese ‚Revolution‘ längst begonnen — ist für manche sogar Teil einer größeren ‚Digitalen Evolution‘. Was also ist es? Eine Evolution oder eine Revolution? Beides! Bei der sogenannten Digitalen (R)Evolution handelt es sich im Grunde um den durch Computer- und Digitaltechnik ausgelösten Umbruch unserer Lebensweise hin zu einer digitalen Welt, ganz ähnlich wie die industrielle Revolution uns vor knapp 200 Jahren in die Industriegesellschaft führte.

Wir befinden uns mitten im größten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umbruch seit der industriellen Revolution.

Nach dem US-Wirtschaftsjournalisten Nicolas Carr war die industrielle Revolution im 18. und 19. Jahrhundert eine Revolution der menschlichen Hand- und Muskelkraft. Auf sie folgte im 20. Jahrhundert eine Revolution der Bewegungsorgane. Fortan konnte der Mensch mit dem Flugzeug fliegen, mit dem Auto, Zug, Schiff, etc. fahren und mit Raumschiffen sogar die Erde verlassen. Heute, im 21. Jahrhundert, „erleben wir die Industrialisierung des Gehirns“. Aufgaben, die bisher unser Gehirn leisten musste, werden von Technologie übernommen. Wir müssen immer weniger nachdenken; es sei denn wir entscheiden uns dazu. Im Umkehrschluss können wir uns stärker als je zuvor ethischen und philosophischen Fragen widmen und unsere freien Ressourcen für Kreativität und Innovation aufwenden. Theoretisch.

„Wie alle Aufbrüche wird jedoch auch die Revolution verarbeitet, formatiert und schließlich zu einer neuen Restauration umerzogen. Aber nichts kann sie ungeschehen machen. Dass sie ausbrechen kann, ist das, was uns heutzutage am meisten fehlt.“ —Anne Dufourmantelle (1964-2017), Philosophin und Psychoanalytikerin.

Doch werden wir künftig überhaupt noch gebraucht werden? Und was macht diese Revolution des Gehirns mit uns? In den Medien wird mitunter von einem Digitalen Darwinismus nach dem Prinzip anpassen oder untergehen (engl.: adapt or die) gesprochen. Vertreter des digitalen Darwinismus propagieren, dass Unternehmen sich entweder an die radikalen Änderungen der Digitalisierung anpassen müssen oder untergehen werden.

Rein technisch betrachtet handelt es sich bei der Digitalisierung um die ‚Aufbereitung und Speicherung von Informationen und Daten in einem digitaltechnischen System‘. Betrachtet man die Digitale Transformation allerdings im gesamten Kontext, bedeutet sie eine tiefgreifende Technologisierung von Branchen, Strategien, Organisationen und Soziokultur: Eine Transformation. Diese beiden Definitionen stellen die Änderungen also einerseits als eine langwierige Entwicklung (Evolution) beziehungsweise als eine tiefgreifende Änderung (Revolution) dar. Wer es also genau nimmt, muss einräumen, dass wir eine Digitalen (R)Evolution durchleben.

Bei der Digitalen (R)Evolution handelt es sich um eine hybride Mischung aus radikaler Revolution und langwieriger Evolution. Ein wichtiger Aspekt hierbei ist die Frage, in welcher Phase der Digitalisierung sich eine Person oder ein Unternehmen befindet. Gerade bei Unternehmen lässt sich hier ein großer Unterschied feststellen. Was für die einen eine radikale und überraschende Revolution ist, ist für andere eine lange angekündigte Evolution. Wer früh auf den Digitalisierungszug aufgesprungen ist, für den/die durchleben wir seit langem eine digitale Evolution. Auf der anderen Seite stehen Unternehmen, welche die Digitale Transformation kleingespielt oder gar ignoriert haben. Sie stehen heute vor einer Revolution und können sich auf radikale Veränderungen einstellen.

Auch wenn die Digitale (R)Evolution auf den ersten Blick bedrohlich wirken kann, ist sie eine Bereicherung für unser Leben. Besonders seit der Erfindung des Internets sind uns viele neue Möglichkeiten der Informationsbeschaffung und Kommunikation eröffnet worden, durch die wir uns selbstständig weiterentwickeln können. Mit jeder neuen Technologie und jeder neuen Idee werden neue Schnittstellen für weitere Innovationen ermöglicht — und somit der nächste Schritt der digitalen Evolution. Die digitale Welt von heute vernetzt uns nicht nur, sie erlaubt uns mit fortschreitender technologischer Entwicklung auch, uns immer neuen Aufgaben zu widmen. Jede einzelne technologische Innovation, vom Internet bis zur Blockchain, war für sich gesehen eine kleine Revolution, die der Menschheit neue Möglichkeiten eröffnet hat und somit Teil der Digitalen (R)Evolution wurde.

„Der Wandel ist das Gesetz des Lebens; wer nur auf die Vergangenheit blickt, verpasst mit Sicherheit die Zukunft.“ —John F. Kennedy (1917 – 1963), 35. US-Präsident.

Wir haben das große Privileg, in ein Zeitalter hineingeboren worden zu sein, wie es bedeutsamer kaum sein könnte. Unsere Entscheidungen und Handlungen haben das Potenzial, die Welt nachhaltig zu bewegen. Ich empfinde dies als ein großes Glück, aber auch als eine Verantwortung, die bisweilen überwältigend wirkt. Das ist für mich aber noch lange kein Grund, meinen Kopf in den Sand zu stecken. Vielmehr habe ich mich dafür entschieden, mich auf die Möglichkeiten und Potenziale zu konzentrieren, die das digitale Zeitalter mit sich bringt. Und ich bin überzeugt, Sie können das auch. Ob und in welchem Ausmaß Sie sich auf diese Digitale (R)Evolution einlassen, ist wiederum Ihre eigene Entscheidung. Um Sie bei dieser Entscheidungsfindung zu unterstützen, möchte ich Ihnen gerne drei Fragen stellen, die Sie sich selbst grundsätzlich, aber auch jeweils themenspezifisch stellen können:

  1. Was würde passieren, wenn Sie sich bewusst gegen die Digitale Transformation entscheiden? Würde sie deshalb stoppen, oder würde sie unbeirrt fortschreiten?
  2. Was würde sich in Ihrem privaten und beruflichen Alltag wahrscheinlicher verändern, wenn Sie sich bewusst gegen die Digitalisierung entscheiden? Würden Sie künftig noch erfolgreicher werden, oder würden Sie früher oder später den Anschluss verlieren?
  3. Wie könnte Ihre Lebens- und Arbeitswelt aussehen, wenn Sie sich auf die Digitalisierung einlassen? Würden Sie sich in einer Welt der Einschränkungen und Hindernisse wiederfinden, oder in einer Welt voll ungeahnter Möglichkeiten?

Dass der Digitale Wandel der Gesellschaft, der Wirtschaft und jeder einzelnen Bank, Versicherung oder Vermögensverwaltung aufhört fortzuschreiten, nur weil wir uns persönlich dagegen verwehren, ist eher unwahrscheinlich. Natürlich gibt es auch heute noch Menschen — sogenannte digitale Aussteiger:innen und digitale Minimalist:innen — die sich gegen die Digitalisierung entschieden haben und damit glücklich und erfolgreich sind. Und doch stellen mehr und mehr Menschen fest, dass sie heute ohne Smartphone, iPhone, Laptop, MacBook, iPad, Facebook, WhatsApp, Xing, LinkedIn, YouTube, Google und Google Maps, Amazon, Alibaba oder eBay — um nur ein paar Beispiele zu nennen — allmählich den Anschluss an die Gesellschaft und ihr soziales Umfeld verlieren. Und zwar unabhängig von der Corona-Krise.

Jede Generation nimmt die Digitale (R)Evolution anders wahr

Die digitale Welt der Generation Z.

Bei Menschen, die ab etwa 1996 geboren sind, wird gängig von der Generation Z, bzw. den Digital Natives gesprochen. Diese Generation sah sich Zeit ihres Lebens von Technologie umgeben und hat die Digitale Transformation weder als eine Evolution noch als eine Revolution erlebt: In vielen Lebensbereichen musste die Generation Z nie einen klaren Unterschied zwischen digital und analog machen. So werden Konversationen etwa ganz natürlich auch über soziale Medien geführt. Das Smartphone begleitet uns ständig; geht es kaputt oder kommt abhanden, fehlt ein Teil des Selbst.

Das soll nicht heißen, dass diese Generation ausschließlich digital kommuniziert. Analoge Kommunikation ist nach wie vor wichtig und wird auch von der Generation Z als die Gesprächsart mit dem größten Gefühl der Verbundenheit empfunden. Besonders interessant ist das Verhältnis dieser Generation zum Datenschutz: Während das Thema Datensicherheit an sich oft nebensächlich ist, gibt es wohl keine Generation, die so kreativ mit dem Datenschutz umgeht. Da sie keine Welt ohne digitale Kommunikation kennen, gehen sie auf den ersten Blick wohl sehr sorglos mit dem Umgang ihrer im Netz bereitgestellten Daten und Informationen um. Gleichzeitig ist es für viele dieser Generation heute selbstverständlich, mehrere digitale Identitäten / Profile gleichzeitig zu pflegen.

Die Digitale (R)Evolution aus Sicht der Generation Y.

Als Generation Y, auch Millenials bzw. Generation ‚WHY?‘, werden Menschen bezeichnet, die zwischen 1981 und 1995 geboren sind. Unter dieser Generation befinden sich sowohl Digital Natives als auch sogenannte Digital Immigrants. Sie sind die erste Generation, die bereits mit einem Großteil der heutigen digitalen Technik groß geworden ist. Da für ihre Eltern der Begriff ‚digital‘ in frühen Jahren jedoch noch nicht wirklich von Bedeutung war, tasteten sich die Millenials anfangs nur langsam und meist selbstständig an die Grundlagen der digitalen Welt an. In den vergangenen dreißig Jahren gab es zahlreiche neue Erfindungen, die das Leben der Menschen nachhaltig beeinflussten. So wuchs der Großteil der Generation Y mit dem Internet sowie dem Aufstieg der sozialen Medien (ab 1995) auf. Durch die neue Perspektive, die die digitalen Innovationen um die Jahrtausendwende bot, wurde die Digitale Transformation für die Generation Y zu etwas Spannendem, das sich ständig weiterentwickelt, während die analoge Welt Schritt für Schritt immer weiter ergänzt wird. Anders als die Generation Z, für welche ‚digital‘ gleichbedeutend ist mit ‚normal‘, nehmen Millenials die Digitalisierung zwar noch sehr bewusst war, gelten gleichzeitig aber auch als ihr größter Treiber.

Die Perspektive der Generation X auf die Digitale (R)Evolution.

Menschen, die zwischen 1965 und 1980 geboren wurden, gehören zur Generation X. Diese auch Generation bewegt sich nach eigenem Empfinden besonders bewusst und selbstbestimmt zwischen der digitalen und der analogen Welt. Die Jugend dieser Generation war geprägt von einer Zeit, in der Technologien anwendungsfreundlicher, portabler, zugänglicher und leistungsstärker wurden. So wuchs die Generation X etwa mit den ersten Mobiltelefonen auf (erfunden 1983), und bekam bewusst die Einführung der Compact Disk (CD, 1984), des Game Boy (1989) oder des Internet (1991) mit. In die heutige digitale Welt hineingeboren ist die Generation X nicht, weshalb man sie auch als Digital Immigrants bezeichnet. Sie mussten sich mit der Zeit anpassen, um nicht von der rasanten Entwicklung abgehängt zu werden. Auch der Computer gewann in ihrem Leben zunehmend an Bedeutung und sorgte für gänzlich neue Möglichkeiten. Diese Generation hat die Digitalisierung sowohl als eine Evolution erlebt, als auch als Anreihung kleiner technologischer Revolutionen.

Die Digitale (R)Evolution der Baby Boomer.

Menschen , die zwischen 1943 und 1964 geboren sind, wuchsen fast frei von digitalen Elementen im Alltag auf. Sie werden als Baby Boomer bezeichnet, da sie in weiten Teilen Europas und Nordamerikas die bis heute geburtenstärkste Generation waren und heute wesentlich zum demographischen Wandel beitragen. Gelernt haben sie den Umgang mit digitalen Strukturen als Kinder nicht. Innerhalb ihrer Karriere mussten sie sich deshalb immer wieder an die Entwicklung anpassen und ihre Kompetenzfelder erweitern. Als Kinder und Jugendliche haben sie die Markteinführung des Farbfernsehers (1967), der ersten Videospielkonsolen (1968) und Digitalkameras (1975), des Sony Walkman (1979) und natürlich der ersten Personal Computer (IBM PC, 1981) und Heimcomputer (z. B. der Commodore 64, 1982 oder der Apple Macintosh, 1984) miterlebt.

Die Generation der Baby Boomer war dabei, als die Stellweichen für unsere heutige digitale Arbeitswelt gestellt wurden. Gleichzeitig hat diese Generation im Verlauf ihres Lebens so viele Innovationen mitgekriegt, dass es für sie leicht ist, den Anschluss zu verlieren. Zu Beginn des Internets waren viele Baby Boomer bereits über 30 Jahre alt und wurden in ihrer Ausbildung noch nicht auf eine digital vernetzte Arbeitswelt vorbereitet. Obwohl Baby Boomer den Digitalen Wandel von Beginn an miterlebt haben, empfinden sie die exponentiell zunehmenden Entwicklungen der letzten Jahre als Revolution, die sie noch immer zu Veränderungen und Anpassungen zwingt. Somit sind sie einerseits die Generation, die den Digitalen Wandel in Bewegung gebracht hat und gleichzeitig auch die Generation mit den größten (existenziellen) Sorgen vor den Entwicklungen dieser Bewegung. Eine nicht unkritische Erkenntnis, wenn man bedenkt, dass sie heute oft die Führungsriegen vieler Unternehmen ausmachen.

Eine Ausnahme gibt es jedoch unter den Baby Boomern: Silver Surfer, also digital-affine Menschen ab dem 50ten Lebensjahr, können sich sowohl digital als auch analog hervorragend arrangieren und behalten dabei ihre persönlichen Bedürfnisse im Blick. Sie haben die Entwicklung hin zur digitalen Welt schon in einer sehr frühen Phase mitbekommen und treiben sie bis heute aktiv voran.

Die Einflüsse der digitalen Welt auf Senior:innen.

Wer heute 70 Jahre und älter ist, ist in der Regel bereits in Rente und gehört der Generation der Senior:innen an. Die Kindheit dieser Generation verlief vollkommen ohne digitale Einflüsse, wenn man einmal vom Rundfunk und vom Telefon absieht. Gleichzeitig ist diese Generation die Einzige, die den Beginn der Digitalisierung bis zum heutigen Stand miterlebt hat. Seniorinnen und Senioren können deshalb ganz klar sowohl von einer digitalen Evolution als auch von einer digitalen Revolution sprechen. Diese digitale Entwicklung mag ihnen zunächst Angst machen, muss sich allerdings nicht unbedingt nachteilig auswirken: Die digitale Welt bietet auch den älteren Menschen die Möglichkeit, mit ihren Verwandten und Freund:innen in Kontakt zu bleiben, selbst wenn es die Bewegungsfähigkeit nicht immer zulässt. Mit neuen, speziell für Senior:innen entwickelten Technologien oder Angeboten, „lebenslanges Lernen“ heute noch leichter und noch stärker gefördert als bisher.

Das bringt mich zu meiner anfänglichen These zurück: Die Digitalisierung ist eine Frage der Perspektive; eine Frage IHRER Perspektive. Nur Sie entscheiden, wie Sie den Digitalen Wandel wahrnehmen und wie sie damit umgehen möchten! Sicher, Sie können ihn als Bedrohung sehen. Aber wäre es nicht viel schöner, ihn als Chance zu betrachten; als Einladung, etwas Neues zu wagen und zu einer besseren Welt beizutragen?


Beitragsbild: Andy Kelly on Unsplash

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