Für die meisten Verbraucher:innen ist Amazon einfach der am besten sortierte Online-Shop der Welt. Produkte der unterschiedlichsten Themen lassen sich hier finden – von der Mode über Technik bis hin zu kuriosen Fundstücken wie spezialisierten Stofffiguren aus Afrika. Viele meinen bis heute, dass es eben dieses große Sortiment und die einfache Lieferung sind, die Amazon zu so einem reichen und bedeutenden Konzern gemacht haben. Ein Blick auf die Zahlen aus den letzten Jahren verrät jedoch, dass der Endkunden-Markt im Einzelhandel für die langfristige Positionierung der Marke Amazon immer unbedeutender wird. Das Geschäft mit den Endverbraucher:innen wächst zwar weiterhin; besonders im Technik-Bereich sind weiterhin wachsende Marktanteile zu verzeichnen. Wirklich interessant wird es allerdings, wenn man sich mit AWS beschäftigt.[1]
AWS – Amazon Web Services als Wachstumsmarkt
AWS steht für Amazon Web Services und dürfte den meisten typischen Kund:innen des Shop-Angebots nur wenig bekannt sein. Tatsächlich handelt es sich dabei um einen Software- und Technikdienstleister, den Amazon im Laufe der letzten Jahre aufgebaut und immer weiter bis zum Marktführer ausgebaut hat. Der Fokus liegt auf Software as a Service (SaaS). Cloud-Lösungen und Webspeicher, die für Unternehmen aber auch für Selbstständige zur Verfügung gestellt werden. Inzwischen hat Amazon eigene Rechenzentren, um das Prinzip des Zwischenhändlers, wie auch im Shop, möglichst auszuhebeln. Unternehmen können sich hier den so wichtigen Speicherplatz, die Leistung von hochwertigen Servern und viele andere Feinheiten der IT sichern. Was auf den ersten Blick ein wenig farblos klingt, ist bereits jetzt ein wichtiger Garant für Amazons Gewinne.[2]
90 Prozent des operativen Gewinns stammen aus AWS
Im ersten Quartal 2017 hat Amazon einen Umsatz von 51 Milliarden Dollar einfahren können. Das sind bereits 43 Prozent mehr als im Vorjahr. Amazon Web Services trägt dabei einen Anteil von rund 5,4 Milliarden Dollar bei. Das mag wenig relevant klingen; wird es aber, wenn der operative Gewinn betrachtet wird. Der Reingewinn von Amazon lag bei 1,6 Milliarden Dollar. 1,4 Milliarden davon wurden durch die AWS beigetragen. Es ist bereits das zweite Jahre in Folge, in dem AWS mit vergleichsweise geringen Umsätzen einen dafür so erheblichen Anteil am Reingewinn des Konzerns beiträgt. Das bedeutet auch, dass das Segment inzwischen den strikten Expansionskurs von Amazon finanziert, während der eigentliche Einzelhandel mit Endverbraucher:innen vor allem das Geschäft für die Marke ist.[3]
Beitragsbild: Screenshot aws.com (13.07.2021)
[1] Vgl. Postinett (2017)
[2] Vgl. Postinett (2017)
[3] Vgl. Postinett (2017)
Postinett, A (2017): Online-Handel spielt für Amazon-Gewinn nur Nebenrolle. In: handelsblatt.com (28.4.2017), https://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/cloud-sparte-treibt-gewinn-online-handel-spielt-fuer-amazon-gewinn-nur-nebenrolle/19731526-all.html